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Schattenspiel um Goethe

Von

Ludwig Sternaux


Mit 49 Federzeichnungen von Dorothea Hauer


Bielefeld und Leipzig 1922
Verlag von Velhagen & Klasing


Louis Esternaux

dem gütigen Freunde früher Jahre
in dankbarer Erinnerung

Uns Lebende zieht Sehnsucht zu den Toten;hinweg von den Zahllosen, die uns umdrängen,die uns die warme Hand entgegenstrecken, inderen Augen wir lesen können, gehen wir einsamereWege und beschwören die Gewesenen,die uns nicht Rede stehen. Wie Helden auf einernächtlichen, von Sturm umrauschten Bühnesehen wir sie mit flatternden Gewändern, mitstarken Gebärden die Geschichte ihres Lebensspielen und werden nicht müde, den tragischenund süßen Worten zu lauschen, die aus tieferVergangenheit abgerissen zu uns auftönen.

Ricarda Huch


[1]

Tiefurt und Wittumspalais

»O Weimar! Dir fiel ein besonder Los!«

Goethe

Frühlingssonne. Weimar funkelt. Regen hat über Nacht dieStraßen blank gewaschen, daß sie wie Firnis glänzen. Allesatmet Duft und Morgenfrische. Da ist es gut, durch die Stadtzu wandern und sich wieder einmal das Märchen erzählen zulassen, von dem sie nun schon hundert Jahre träumt.

Ein Weilchen steht man unschlüssig auf dem Marktplatz.Die braunen Giebel des Cranachhauses brennen in erster Glut,um Klauers Neptunbrunnen trippeln die Tauben, sehr lustiganzusehen, und bei Tietz werden gerade die Markisen heruntergelassen.Wohin zuerst? fragt Ungeduld … Da, gleich um dieEcke, geht's zum Goethehaus. Die gelbe Front leuchtet durchdie ganze Frauentorstraße. Da zur Esplanade. Oder, wie manjetzt ja sagen muß: zur Schillerstraße. Und da, an »Elephant«und »Erbprinz« vorbei, zum Park. Es lockt so vieles. Und dabiegt man, stärkerer Lockung widerstehend, in die enge Windischenstraßeneben dem Rathaus: Alt-Weimar tut sich auf.

Schmal die Gasse, schmal die Häuser: Zwielicht der Kleinstadt.Der Himmel nur ein blauer Streifen. Hier tollten dieRatsmädel der Böhlau, die Wildfänge. Das graue Haus da,es ist vielleicht das Kirstensche. Steingerank umzieht die Tür,unterm Dachsims hocken Putten: Rokoko, verstaubt und lieblich.Singsang, aus offnem Fenster wehend, beschwört Träume,Versunkenheit lächelt. Wo seid ihr jetzt, Röse und Marie?

Hier wohnte aber auch der Kanzler von Müller, GoethesFreund und Testamentsvollstrecker. Eine schwarze Tafel meldet's.Man blickt versonnen zu den Fenstern hinauf. Gabensie doch dem Tische Licht, an dem die »Unterhaltungen« niedergeschriebenwurden. Fama weiß dazu von Grüßen, die ausdiesen Fenstern zu andern gege

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