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Sünndagsklocken.

Stadt- un Dörp-Predigten

sammelt

un mit hochdütsches Vörwurt:

»Die Kirchensprache Nieder-Deutschlands«

rutgewen von

F. Köhn,
Pastor tau Garwitz bi Klinken i. M.

Verlag von Paul Christiansen
Wolgast 1922.

[S. 2]


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Die Kirchensprache Niederdeutschlands.

I.

Mit Berufung auf Gottes Wort, 1. Cor. 14., undauf den gesunden Menschenverstand hat die Reformationim 24. Artikel der Augustana den Grundsatzaufgestellt, die Kirche müsse sich in ihrem Kultus einerSprache bedienen, »die das Volk versteht.«

Diesem Grundsatz ist die Reformation anfangs auchin Niederdeutschland gefolgt. Sie brachte die Schriftin niederdeutscher Uebersetzung; niederdeutsch redetendie Kirchenordnungen, niederdeutsch sang die Gemeinde,es gab niederdeutsche Katechismen, niederdeutsch wardie Predigt.

Aber bald wurde die kaum begonnene Entwicklunggestört. Gleichzeitig mit der Reformation, ininnerem Zusammenhang mit dem sprachlichen Meisterwerkder Lutherschen Bibelübersetzung, setzte eine andere Bewegungein: eine Bewegung, deren Ausgang wohl demkonfessionell gespaltenen Deutschland die geistige Einheitsicherte, ja für eine späte Zukunft die staatliche Einheitverhieß, — welche aber dem evangelischen KirchenvolkNiederdeutschlands schweren Schaden gebracht hat. Esist die Verdrängung der niederdeutschen Sprache ausSchrifttum und öffentlichem Gebrauch in Staat und Kirche.

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Um die Mitte des 16. Jahrh. fing man in denfürstlichen Kanzleien an hochdeutsch zu schreiben; dieRatsschreibstuben der Städte folgten, und allmählichschloß sich die Kirche dem Zuge der Zeit an. HochdeutschePrediger kamen in niederdeutsche Gemeinden,Einheimische studierten auf hochdeutschen Universitäten,Hochdeutsch wurde neben dem Lateinischen die Sprachedes gelehrten Schrifttums, — und so war auch für dieKirche der Weg zur hochdeutschen Sprache in Predigtund Kultus verführerisch gebahnt. Mit dem Ausgangdes 30jähr. Krieges ist dieser Uebergang im Ganzenvollzogen. Ausnahmen erhielten sich länger, ganz vereinzeltbis in den Anfang des 18. Jahrhunderts.

Die Kirche ist sich damals dessen nicht bewußt geworden,daß sie damit einen wichtigen reformatorischenGrundsatz preisgab, also auch nicht, welche Folgen diesePreisgabe für das künftige Leben der Gemeinde habenmußte. Man unterschätzte den Abstandzwischen der hoch- und niederdeutschenSprache. Man beruhigte sich dahin: Deutsch seiDeutsch, und dem Grundsatze der Augustana sei ebenmit deutscher Kirchensprache genügt. Eine gewisse Neigungmochte auch vorhanden sein, dem hl. Geiste dasSeine zu überlassen. Dazu kam später, daß man derSchule eine allmähliche Ueberwindungder sprachlichen Schwierigkeiten zutraute:daher die Aufmerksamkeit, die nach dem30jähr. Kriege der Errichtung von Landschulen zugewendetwurde.

Wie sehr man sich täuschte, zeigte eine Beschwerdeder Stadt Plau aus dem Jahre 1607, die veranlaßtwurde, weil der dortigen Gemeinde ein hochdeutscherPrediger aufgedrängt werden sollte. »Die ganze Gemeindebeschwere sich über das ausländische Idiomaund die hohe Sprache desselben. Der größte Teil derBürger nebst Frauen, Kindern und Gesinde könne vonsolcher unbekannten Sprache das Wenigste verstehen.« —Nicht viel erfreulicher lauten die Zeugnisse 200 Ja

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